Model: @anastasia_kikase | Make Up: @aurorastudio
Was ist Kunst? Wer entscheidet was Kunst ist? Kann eine Fotografie Kunst sein? Wahrscheinlich gibt es so viele falsch verstandene Definitionen über Kunst selbst, wie auch Meinung darüber ob ein Foto ein Kunstwerk ist oder nicht. Es geht hier sicher nicht um das handwerkliche Geschick oder die richtige Auswahl der üblichen Faktoren, ob ein Bild als schön empfunden wird oder nicht.
Kunst wird nicht vom Betrachter definiert, sondern von der Kreativität im künstlerischen Prozess. So gesehen muss man, meiner Meinung nach, auch nicht zuerst die Kunstschule besucht haben oder eine fotografische Ausbildung besitzen, um ein fotografisches Kunstwerk zu schaffen. Nur ewig gestrige Betrachter eines Fotos schauen nur auf die Schärfe und Pixel anstatt auf die Aussage des Kunstwerks.
Werkzeuge für künstlerisches Schaffen mit fotografischen Mitteln
Model: @tralalafer | Make Up: Jasmin Fischer
Heutzutage muss man kein traditionelles Instrument erlernt haben, um musizieren zu können. Es gibt Software Programme und elektronische Werkzeuge mit denen man Musik machen kann. Ich kenne einige dieser großartigen Musiker, die alle keine Musiknoten schreiben oder lesen können und trotzdem tolle Musik entstehen lassen.
Es würde auch niemand auf die Idee kommen, dass Friedensreich Hundertwasser Regentag Dunkelbunt kein Künstler war, nur weil er nicht realistisch gemalt hat.
Aber in der Fotografie glauben viel Betrachter und auch Berufsfotografen (was für ein eigenartiges Wort), dass Fotos eben die Realität, möglichst scharf und richtig belichtet, zeigen sollen und keinesfalls als Kunst gelten. Fotografen sind für solche Leute eben Handwerker und keine Künstler. Außer - ja und nur dann - wenn es sich um alte schwarzweiß Fotos aus dem letzten Jahrhundert handelt und die Fotografen schon lange tot sind.
Wobei erst vor ganz kurzer Zeit ein Gemälde von Andy Warhol aus 1964, das Marilyn Monroe zeigt, als teuerstes Kunstwerk bisher verkauft wurde (185 Millionen Euro). Warhol arbeitete immer mit der Reproduzierbarkeit seiner Kunstwerke. Popart ist aus meiner Sicht durch die Technik der Fotografie und des Siebdrucks entstanden und Fotorealismus ist eine Kunstform der Malerei. Auch die Bilder von Gottfried Helnwein wirken wie Fotos, sind aber hyperrealistisch gemalt. Für mich keine Unterschied, ob man mit Pinsel oder Kamera und Computer malt, beim gleichen Ergebnis für die Augen. Für Helnwein war die Fotografie immer ein wesentliches Medium. Er hat seine Werke auch reproduzierbar gesehen und wollte, dass möglichst viel Menschen seine Werke zu Hause an der Wand hängen lassen können.
Pavel Kaplun, der für sich das marmeladisieren als Fotograf erfunden hat, wird immer wieder schief angesehen, wenn er mal etwas anderes schafft, als ein Foto (er bemalt zum Beispiel Sportschuhe). Einige seiner Fans wollen das gar nicht sehen. Kaplun sieht sich aber als Künstler und nicht als Fotograf, der die Realität abbildet. Seine Fotos haben mit der Realität wenig zu tun. Sie erinnern mich mehr an den Phantastischen Realismus der Wiener Schule (Ernst Fuchs, Arik Brauer, Helmut Leherb, Rudolf Hausner, Wolfgang Hutter, Anton Lehmden).
Ich denke auch, dass das Fotogewerbe in Österreich, das gefesselt durch die Gewerbeordnung agiert, Mitschuld hat, an dieser völlig verschrobenen Ansicht über Fotografie in diesem Land. Wenn eine Fotografie als Kunst angeboten wird, erreicht sie in Deutschland den zehnfachen Preis und in den USA den hundertfachen Preis. In Österreich hängt man sich doch nur Malerei an die Wand, auch wenn diese keine Kunst sind. Erst in den letzten zwei Jahrzehnten dürfte sich das erst sehr langsam ändern.
Fotografen arbeiten mit Kameras, mit Lichtformern, mit Computern und Software so wie moderne Grafiker und Musiker. Natürlich benötigt man dabei Wissen und Handfertigkeit, aber hauptsächlich benötigt man dafür kreative Ideen für Foto Projekte, die oft im Team umgesetzt werden.
Zu diesem kreativen Team gehören Models, Visagisten, Makeup Artisten, Friseure, Stylisten, Lichtassistenten, Grafiker und eben Fotografen. Ich hoffe ich habe bei dieser Aufzählung niemand vergessen.
Models: @ssandra_world_ | @sedcard_caro | Anita Make Up: @aurorastudio
Künstlerische Handschrift und eigener Stil
Fotografen erarbeiten sich mit bestimmten Brennweiten, Lichtsetzungen und natürlich mit gewollter Bildbearbeitung mit verschiedenen Software Modulen einen eigenen Stil. Bei den oben gezeigten Porträts wurde natürlich zunächst ein Porträt fotografiert und danach mittels Software so verfremdet, sodass es auch eine Bleistiftzeichnung hätte sein können.
Vor langer Zeit habe ich, bevor ich zu fotografieren begonnen, habe mit Bleistift gezeichnet und auf diese Art schließt sich der Kreis wieder. Ich habe Porträts gezeichnet, die fotorealistisch ausgesehen haben und die Vertreter der Wiener Schule des Phantastischen Realismus haben mich als Fotograf beeinflusst.
Jeder Fotograf, der sich aus der Menge Vieler herausstellen möchte, versucht einen eigenen fotografischen Stil zu entwickeln. Mit der digitalen Bildverarbeitung wurde der fotografische Stil um die Möglichkeiten der Software erweitert.
Models: @tralalafer | @anastasia_kikase
Lass deine Kreativität raus und mache Kunst!
In meinen ersten Berufsjahren als Verhaltenstrainer war einer meiner Mentoren der Pädagoge Univ. Prof. Frederick Mayer. Die Wirtschaftszeitschrift "Trend" bezeichnete ihn 1982 als Kreativitätspapst schlechthin. Frederick hatte mir seine Vision einer kreativen Welt in einigen persönlichen Gesprächen unter vier Augen vermittelt (er hat 70 Bücher publiziert) und ich denke, diese Gespräche haben mich stark beeinflusst. Ich hatte immer großen Spaß daran, andere kreative Menschen zu noch mehr Kreativität zu motivieren. Allerdings braucht Kreativität Freiraum im Geist und genug Butter am Brot, um dabei nicht zu verhungern.
In diesem Sinne sollte jeder kreative Fotograf auch immer auf Umsätze und Gewinne schauen, weil nur dann kann er sich freie Kreativität (freie Aufträge) leisten. Sehr oft entwickeln deshalb auch Hobby Fotografen mehr Kreativität bei ihrer fotografischen Arbeit als jeder Berufsfotograf.
Lass dich deshalb nicht durch dumme Sprüche von Neidern beeinflussen. Feedback ist nur dann gut, wenn es dich als Fotokünstler weiter bringt und entwickle dich ständig weiter!
Wenn du meine kreative Arbeit unterstützen willst, freut es mich, wenn du ein Poster erstehst. Den Button findest du unter diesem Artikel.
(c) Harald Mizerovsky
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