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Vom Knipser zum Fotografen - Wolfgang Artner erzählt

Mein Vater war ein begeisterter Hobbyfotograf und brachte mich bereits mit 12 Jahren zur Fotografie. Weil ich immer mit seiner Kamera, eine Voigtländer fotografieren wollte, er aber auf diese sehr heikel war, bekam ich eine KODAK Instamatic 104. Diese war sehr einfach in der Bedienung. Der Film war eigentlich eine Kassette, die man nur einlegen musste. Zum Fotografieren gab es gar nichts zum Einstellen, nur abdrücken und fertig war das Foto. Somit war man überhaupt nicht mit der Technik der Kamera beschäftigt und konnte sich so auf das Motiv konzentrieren.

 

Ein paar Jahre später, durfte ich dann auch seine Voigtländer nutzen. Leider weiß ich heute nicht mehr, welche genaue Type es war, es war jedenfalls eine großformatige Kamera mit einem Rollfilm und man musste alles einstellen (Blende und Belichtungszeit). Die Kamera besaß auch einen internen Belichtungsmesser (das sogenannte Nachführsystem), der sehr einfach in der Bedienung war. Es gab einen Zeiger und ein Feld, die man in Deckung bringen musste.

Zu meinem 16. Geburtstag bekam ich meine erste Spiegelreflexkamera. Natürlich noch im analogen Bereich (1972). Es war eine Praktica PLC3, die zur damaligen Zeit eine moderne Kamera war. So wurden die Blendenwerte elektrisch in den hellen Sucher übertragen, die Belichtungsmessung erfolgte bei geöffneter Blende (Offenblendmessung) und Zentralmessung. Damit man die Schärfentiefe auch im Sucher kontrollieren konnte, gab es einen Umschalter (A/M) für die herkömmliche Arbeitsblendenmessung.

 

Dies wurde durch spezielle Objektive mit entsprechend ausgestatteten elektrischen Kontakten ermöglicht. Die Objektive wurden noch mit einem M42-Gewinde an das Kameragehäuse geschraubt. Das Standardobjektiv war ein 50er und dazu kaufte ich mir noch ein Weitwinkel mit 28mm und ein leichtes Teleobjektiv mit 135mm. Die Filme gab es im sogenannten Kleinbildformat.
Mit einem Metz Blitzlicht hellte ich die Fotos bei schlechtem Licht noch auf.

 

Eigentlich war ich mit dieser Kamera sehr zufrieden, bis auf einen einzigen Wermutstropfen, das M42-Gewinde. Damit war der Objektivwechsel sehr mühsam und langsam. Deshalb überlegte ich, mit meinem erst verdienten Geld eine neue Ausrüstung zu kaufen

Die Wahl fiel auf die CANON AE1. Diese Kamera hatte ein Bajonett und so konnte der Objektivwechsel sehr einfach und schnell erfolgen. Auch bei dieser Kamera hatte ich das Standardobjektiv 50mm, ein Weitwinkel 28mm und Teleobjektiv 135mm.

 

Die Kamera verfügte auch bereits einen Automatik-Modus mit Zeitvorwahl (Blendenautomatik) oder konnte manuell betrieben werden. Bei diesem Modus bekommt man vom Belichtungsmesser eine Unter-/Überbelichtung.

 

Das Scharfstellen erfolgt noch manuell, wobei es da eine Unterstützung im Sucher gegeben hat. Mit einem sogenannten Fresnelring und einem Schnittbildindikator konnte man im Sucher kontrollieren, ob man eine korrekte Schärfe eingestellt hat. Durch den Fresnelring wurde das Bild verpixelt und wenn es scharf war, war dies auch im Bereich des Ringes zu sehen. Mit dem Schnittbildindikator wurde bei Unschärfe eine gerade Linie gebrochen.

 

 

Trotzdem benötigte das Scharfstellen auch mit diesen Hilfsmitteln seine Zeit. Dies war eigentlich noch der Nachteil dieser Kamera.

 

Deshalb habe ich mich nach ein paar Jahren (1989) wieder am Markt orientiert, nach einer Kamera, die dieses Manko abdeckt. Ich habe aufgrund der modernen Technik der MINOLTA Dynax 7000i sogar vor einem neuerlichen Systemwechsel nicht zurückgeschreckt.

 

Diese Kamera hatte einen sehr schnellen, intelligenten Autofokus, und sogar ein AF-Hilfslicht bis zu 9m um auch bei schlechtem Licht/Dunkelheit scharf stellen zu können. Die kürzeste Verschlusszeit war mit 1/4000 sec zu dieser Zeit sensationell, die Blitzsynchronzeit war 1/125 sec., eine Bildfrequenz von 3 Bildern/sec als Serienbildfunktion war auch schon möglich. Die Mehrfeldmessung war mit 3 Autofokus-Sensoren und 6 Messmodis möglich.

Als Belichtungsprogramme konnten eine Programmautomatik, Blendenautomatik, Zeitautomatik und natürlich auch manuell gewählt werden. Die Kamera hatte als Standardobjektiv bereits ein Zoom von 35-80 mm. Eigentlich können die heutigen Kameras nicht wesentlich mehr. Mit dieser Kamera habe ich dann einige Jahre fotografiert. Wieder die üblichen Fixbrennweiten 28mm und 135mm ergänzten das Zoom. Ein Metz Stabblitz mit einer LZ45 ergänzte noch meine Ausrüstung.

 

Parallel zu meinen privaten Kameras nutzen wir im beruflichen Bereich die Entwicklung der digitalen Fototechnik für die Dokumentation und Reportage unserer Werkstätten und Fahrzeug sowie deren Teile. Sehr rasch war der Vorteil der digitalen Fotos gegenüber den analogen Fotos erkannt, obwohl zu Beginn die Auflösung als auch die Qualität bei weitem nicht so weit war, wie heute.

Im Jahr 2002 kam die Sony MVC-CD250 auf den Markt mit einer revolutionären Technik. Die Fotos wurden gleich auf eine CD-R oder auch CD-RW geschrieben und konnten so gleich direkt in einen PC eingelesen werden. In der Praxis erwies sich diese Technik nicht unbedingt so praktikabel, weil sie einerseits langsam war und auch relativ klobig. Die Auflösung war nur 2,1 MP (1600x1200) mit einem 3-fach Zoom (42-123 mm) und die Kamera war 600g schwer.

Schon zwei Jahre später (2004) kam eine sehr kompakte digitale Kamera auf den Markt, die wesentlich kleiner und mit einer mehr als doppelt besseren Auflösung ausgestattet war. Dies war die Sony Cybershot DSC-P100. Diese Kamera hatte bereits eine Auflösung von 5,1 MP, hatte ebenfalls ein 3-fach Zoom und speicherte auf eigene Speicherkarten von Sony die Fotos ab, die sogenannten Memory-Sticks und war nur mehr 180 g schwer.

 

Zum Einlesen auf den PC brauchte man zwar eigene Lesegeräte, aber das war nicht wirklich das große Problem. Die Vorteile überwiegten einfach.

 

Ich möchte gar nicht auf alle Modelle eingehen, die ich über die Jahre bekommen habe.

Ende 2019 kam eine neue SONY Cybershot DSC-HX60V heraus, die ich mir sogar privat gekauft habe. Diese Kamera hat einen 1/2,3“ Sensor mit 21,2 MP, mit einem 30-fach Zoom (24-720 mm Kleinbild äquivalent) und einer Blende von 3,5-6,3. Kann auch Full HD-Videos aufnehmen (1.920 x 1.080) und hat alle Funktionen einer großen Kamera. Diese Kamera kostete damals ca. € 390.- Ich verwendete diese Kamera als immer dabei Kamera, weil sie sogar in einen Hosensack einsteckbar war. Aber die Kameras der Smartphones wurden immer besser und so war es nicht mehr erforderlich, eine weitere Kamera immer dabei zu haben.

 

Ein weiteres berufliches Standbein war die Videografie. Diesen Part habe ich im vollen Umfang selbst übernommen. Beginnend von der Aufnahme, bis zum Schnitt und schlussendlich speichern auf CD-ROM´s. Wir haben damit unsere Kundenevents dokumentiert und den Key-Kunden dann das Video kostenlos zur Verfügung gestellt. Bei den Kundenevents gab es immer künstlerische Beiträge, die dann ebenfalls auf auf dem VIDEO und somit auch der CD-ROM integriert waren. Hier verwendete ich eine semiprofessionelle Videokamera von SONY, die relativ schwer war und nur vom Stativ oder max. auf der Schulter betrieben werden konnte. Es handelte sich um die SONY HDR-FX1, das Speichermedium waren die sogenannten digitalen Bänder, die SONY DVM mit 60 Minuten Speicherkapazität. Geschnitten habe ich diese Videos damals mit der Software von Pinnacle. Heute verwende ich entweder MAGIX Video deluxe Premium oder die Movavi Video Suite. Gefilmt wird inzwischen mit den digitalen Fotokameras oder mit dem iPhone 12 pro.

Im Jahr 2008 kauften wir aufgrund unserer beruflichen Erfordernisse auch eine Fotoausrüstung, mit der wir in unserem beruflichen Umfeld Reportagen und Fotos für Werbung fotografierten. Es sollte eine NIKON Ausrüstung sein. Es wurde die semiprofessionelle Kamera D300 gekauft. Das war das erste Mal, dass ich mit dem APS-Format zu tun bekommen habe.

Bei NIKON heißt dieses Format DX. Die Kamera hatte einen SMOS-Sensor mit 12,3 Megapixel. Eine Vollformatkamera von NIKON war zu diesem Zeitpunkt fast unerschwinglich. Zu dieser Kamera wurden auch die verschiedensten Objektive gekauft. Deshalb wollte ich auch privat auf das NIKON-System umsteigen, damit ich auch auf diese Objektive zurückgreifen konnte.


Deshalb wechselte ich meine MINOLTA Ausrüstung gegen eine NIKON Ausrüstung ein. Die D300 war mir aber privat zu teuer, deshalb kaufte ich die D90.

Auch diese Kamera war mit dem DX Sensor mit 12,3 Megapixel ausgestattet. Somit waren die beiden Kameras vom Sensor her ident. Die D90 war aber kompakter und leichter als die D300. Deshalb fiel meine Wahl auch auf diese Kamera.

Mit der D300 fotografierte hauptsächlich ein Mitarbeiter von mir. Ich selbst habe mich mit der Video-Produktion beschäftigt. Wir haben damit Kundenevents dokumentiert.


Im Frühjahr 2016 brachte NIKON die D500 auf den Markt. Das war eine professionelle Kamera mit einem DX-Sensor mit 20,9 Megapixel. Eine Bildfolge von 10 Fotos/sec., einen hohen Dynamikumfang, die kürzeste Verschlusszeit mit 1/8000 sec und Blitzsynchronzeit von 1/250 sec.. Außerdem verfügt diese Kamera erstmals auch eine ernstzunehmende Videofunktion bis zu 60 fps und einer Auflösung von bis zu 4K UHD. Allerdings war die Aufnahmezeit auf max. 30 Minuten begrenzt.

Diese Kamera war für mich so reizvoll, dass ich meine D90 auf die D500 eingetauscht habe. Diese tolle Kamera verwende ich noch immer, für die Tierfotografie oder auch Sportfotografie. Der Cropfaktor von 1,5 hilft dabei, mit meinen Objektiven max. Entfernungen zu überbrücken.

Nun bin ich mit meiner Ausrüstung vollkommen zufrieden. Ich plane auch nicht mehr weitere Kameras zu kaufen. Außer ich mache einen Lotto 6er 😊.

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Kommentare: 1
  • #1

    Georg (Donnerstag, 14 Juli 2022 19:00)

    Danke für die interessante Story! Du hast ja wirklich schon die ganze Digitalfotogeschichte erlebt und besessen. Aber ein paar Kameras gehen sich noch aus :-)